Die Historie

Ferdinand von Schill
  Der preußische Offizier Ferdinand von Schill wurde am 6.1.1776 in Wilmsdorf bei Dresden geboren. Er trat als Kavallerist in die preußische Armee ein und machte sich 1806 in der Schlacht bei Jena einen Namen als unerschrockener Kämpfer. Er wurde zum Major befördert und erhielt den höchsten Kriegsorden. Schill wollte nun seinen Ruhm dazu nutzen, einen Volksaufstand zu entfachen, um damit den zögernden preußischen König mitsamt Heer, sowie Österreich in den Krieg gegen Frankreich zu bewegen. Doch niemand ergriff offen Partei für ihn und sein Korps. Er bot an, das Unternehmen abzubrechen und alle Schuld auf sich zu nehmen. Doch seine Offiziere gaben einstimmig die Erklärung ihm freiwillig in Glück und Unglück zu folgen.

 

 

Am 25.05.1809 erzwang Schill den Zugang zu dem unter französischer Herrschaft stehenden Stralsund, sechs Tage später griffen 6.000 Dänen, Holländer und Franzosen unter der Führung des franz. Generals Gratien die 1.500 Mann starke Freischar aus Freikorps von Schill, Rügen´scher Landwehr und schwedischen Soldaten an. Schließlich drangen die Franzosen in Stralsund ein und ein erbitterter Häuserkampf entbrannte in dessen Verlauf Ferdinand von Schill im Straßenkampf fiel. Sein Leichnam wurde der Uniform beraubt und anschließend geköpft. Auf franz. Befehl wurde Schill ohne Sarg und Segen auf dem Militärfriedhof Stralsund verscharrt, seinen Kopf überreichte man in Weingeist gelegt König Jerome, dem Bruder Napoleons.

Der Dichter Ernst Moritz Arndt gedachte Schill mit den Worten:

Ja, als die Wucht von Schanden,
den Nacken Deutschlands bog,
ist einer aufgestanden,
der Stolz den Säbel zog.
Als viele wie Memmen erblichen,
und kuschten feig und still,
ist er nicht ausgewichen,
sein Name klingt Schill.

Das Schicksal der 11 Schill´schen Offiziere

Bei den Kämpfen um Stralsund am 31.05.1809 wurden auch die 11 Schillschen Offiziere zusammen mit 537 Soldaten und 12 trossangehörigen Frauen gefangen genommen. Anfangs wurden alle zusammen in einer Kirche gefangen gehalten, doch nach kurzer Zeit wurden die 11 Offiziere bis zu ihrer Abreise nach Braunschweig in einem besonders bewachten Quartier gefangen gehalten. Am 16.06.1809 traf die Kolonne holländischer Soldaten, die alle Gefangenen mitnahmen, in Braunschweig ein.

In Braunschweig wurden die Offiziere ins Gefängnis am Augusttor inhaftiert und sie blieben dort bis Anfang Juli. Sie blieben so lange in Braunschweig bis Kaiser Napoleon I. durch seinen Statthalter in Westfalen, König Jerome, ein Urteil fällen sollte. Nach einem kurzen Aufenthalt wurden die Gefangenen Offiziere zunächst von Braunschweig nach Kassel und dann weiter nach Wesel gebracht, wo ihnen die Festung Wesel als Aufbewahrungsort zugewiesen wurde.

In Wesel wurde den 11 Offizieren des Schillschen Freicorps am 16. September der Prozess gemacht. Das Gericht wurde vom Kommandanten der 25. Militärdivision D´Allemagne einberufen und tagte unter dem Vorsitz des Bataillonschefs Grand in einem Saale der Zitadelle zu Wesel. Das Gericht kam zusammen um über folgende Personen ein Urteil zu fällen:

Johann Leopold Jahn Johann Christian Daniel Schmidt
Johann Friedrich Wilhelm Galle Albert Hans Gustav von Wedell
Karl Lupold Magnus Wilhelm von Wedell Adolf Theodor Leopold von Keller
Konstantin Johann Wilhelm Gabain Johann Friedrich Ludwig von Flemming
Friedrich Wilhelm Felgentreu Karl Gustav von Keffenbrink
Karl Friedrich Wilhelm von Trachenberg  

Sie alle wurden vom Gericht angeklagt “zur Bande von Schill gehörig, mit gewaffneter Hand die öffentlichen Kassen im Königreich Westfalen im Herzogtum Mecklenburg und in andern Ländern vorgenommen zu haben und unter Bedrohung der Todesstrafe, die Einwohner besagter Länder gezwungen zu haben, unter den Befehlen Schills zu dienen.” Dreizehn Aktenstücke, zu Gunsten und Ungunsten der Angeklagten wurden dem Gericht vorgelegt. Das Verhör wurde durch den Präsidenten eröffnet und Ankläger Capitan Lawain, der als kaiserlicher Anwalt auftrat, stellte seine “Konklussionen”. Der von den Offizieren gewählte  Rechtsbeistand Advokat Jean Noel Perwetz aus Lüttich hielt eine sehr bewegte Rede. So bewies er in einem scharfzüngigen Plädoyer, das von Raub keine Rede sein könne, da sie als Offiziere nur auf Befehl ihres Vorgesetzten gehandelt hatten. Den freien Abzug des Korps durch General Gratien Soldaten und nicht Straßenräuber sah, hätte er ihnen sonst freien Abzug gewährt?

Nach diesen Plädoyer stellte der Vorsitzende die Fragen “Die Genannten, angeklagt, zu Schills Bande gehört zu haben – sind sie schuldig?” – “Sind Sie mit den Waffen in der Hand gefangen worden?” Das einstimmige Urteil, das bereits zu Verhandlungsbeginn feststand, fiel einstimmig aus. Nach einer kurzen Beratung wurde das Todesurteil für die 11 Offiziere des Schillschen Freikorps gesprochen, das innerhalb von 24 Stunden zu vollstrecken sei.

Am selben Tage, nachmittags um 1 Uhr wurden die Gefangenen jeweils zu zweit aneinander gefesselt und auf eine Wiese an der Lippe geführt, wo sie von einem Kommando von 66 französischen Grenadieren erwartet wurden. Mit unverbundenen Augen und aufrecht standen die 11 Männer in einer Reihe dar und ließen den preussischen König Friedrich Wilhelm noch ein letztes Mal hochleben. Sie warfen ihre Mützen in die Luft und befahlen dann selbstständig das Kommando Feuer.10 der 11 Männer fielen im nächsten Augenblick zu Boden. Nur Albert Wedell wurde an der Schulter verletzt und er riss seine Weste auf, deutete auf Herz und rief “Hierher, Grenadiere!”. Nun wurde auch er tödlich getroffen und sank zu seinen toten Kameraden zu Boden.

Für seine menschenfreundliche Verteidigung wurde Perwetz auf Befehl Napoleons in einen französischen Kerker gebracht. Er blieb mehrere Jahre in französischer Haft und die Familie stürzte auf Grund dieses despotischen Aktes Napoleons in bittere Armut, hinterließ er doch eine Frau und mehrere Kinder. Auch die Bitten der Familie an die Familien der Hingerichteten, ihr Los ein wenig zu schmälern blieb jedoch meist ungehört.